Tierversuche
Quälerei hinter verschlossenen Türen
Es liest sich wie einen Szene aus einem schlechten Horrorfilm und ist die grausame Realität für Millionen leidensfähiger Tiere: Einem Affen wird in seinen Schädel ein Loch gebohrt, um Elektroden direkt in sein Gehirn einzuführen. Anschließend wird ein Metallbolzen auf seinen Schädelknochen geschraubt und sein Kopf mit Hilfe des Bolzens unbeweglich in ein Gestell fixiert, über Jahre hinweg wird er zudem permanentem Durst und bohrenden Kopfschmerzen ausgesetzt. Derartige Fälle sind von den Ärzten gegen Tierversuche in Bochum, Bremen, Göttingen, Magdeburg, Marburg, München und Tübingen dokumentiert worden (www.datenbank-tierversuche.de). Auch in Freiburger Laboren werden Tierversuche durchgeführt, vorwiegend zur Grundlagenforschung, also ohne dass die Ergebnisse zu einem für die Anwendung relevanten Ziel führen. Ausführliche Informationen zu Freiburger Tierversuchen sind hier erhältlich: http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/images/infomaterial/freiburg.pdf
Immer wieder ist zu hören, dass Tierversuche nun mal zu wichtigem medizinischen Fortschritt führten, der Menschenleben rette. Zu Recht hält der Tierrechtler Helmut F. Kaplan dem entgegen: „Die legitime Frage ist nicht: ‚Wie viel Gesundheit können wir maximal erzeugen?, sondern: Wie viel Gesundheit können wir auf ethisch zulässige Weise erzeugen?’ […] Es gibt viele Dinge, die nützlich wären, aber dennoch unmoralisch und verboten sind, zum Beispiel Menschenversuche.“ Die meisten Tierversuche können zudem durch so genannte In-vitro-Systeme ersetzt werden, die sogar wesentlich aussagekräftigere Ergebnisse liefern.
Weltweit werden mindestens 100 Millionen Wirbeltiere jährlich für Tierversuche verwendet. Und das bei Weitem nicht nur zu medizinischen Zwecken. Für eine kleine Injektion gegen Falten im Kosmetikstudio sterben allein in Deutschland jedes Jahr 34.000 Mäuse einen qualvollen Erstickungstod. Tierrechtler*innen gehen davon aus, dass für die Umsetzung der EU-Chemikalien-Richtlinie REACH bis zu 54 Millionen Tiere zusätzlich leiden und sterben werden – und das, obwohl alternative Testmethoden zur Verfügung stehen. Hintergrund ist die zunächst einmal durchaus legitime Forderung, dass die über 150.000 Chemikalien, die zum Einsatz kommen, um unsere Nahrungsmittel, Kleidung, Möbel, Autos, Computer, Kinderspielzeuge und Putzmittel zu produzieren, hinsichtlich ihrer Unbedenklichkeit überprüft werden sollen. Aber, Moment mal… war da nicht was? 150.000 Chemikalien? Wieso genau brauchen wir überhaupt 150.000 Chemikalien um Puppen, Spielzeugautos und Möbel herzustellen? Um es in den Worten der Umweltaktivistin Annie Leonard (www.thestoryofstuff.com) zu beantworten: „Wir tränken unsere Kissen in Nervengift [bromierte Flammschutzmittel], um dann zuhause jede Nacht 8 Stunden darauf zu schlafen? Eigentlich sollte es genug kluge Köpfe geben, denen etwas Besseres einfällt, um unsere Köpfe im Schlaf davor zu schützen, Feuer zu fangen.“ - und das ganz ohne 58 Millionen Tierversuche.
Foto: Ärzte gegen Tierversuche
Literatur:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tierversuch&printable=yes
www.datenbank-tierversuche.de/magazin/content/2010-07-29-reach.php4