Tiertransporte
So gut wie Jeder mag darin übereinstimmen, dass Tiertransporte an sich eine schlimme Angelegenheit sind. Im Bewusstsein der gesetzlichen Regulierungen, sogenannter Verbesserungen "zugunsten" der Tiere, geht jedoch ein anderes Bewusstsein nur allzu oft verloren: dass Tiertransporte als ein Grundpfeiler der industriellen Tierausbeutung wesenhaft mit unermesslichen (und nie messbaren) Formen von Tierleid verbunden sind. Die Rede vom notwendigen Übel trifft hier auf brutale Weise und immer zu, da es notwendig zu sein scheint, Tiere über grösste Distanzen (bis zu acht Stunden innerhalb der EU) in voll empfindungsfähiger Verfassung dorthin zu bringen, wo auch immer aus ökonomischen Erwägungen der nächste Schritt im Verarbeitungsprozess stattzufinden hat. Die Infrastruktur der Tierquälerei ist arbeitsteilig und ökonomisch dezentriert, schlimmstenfalls sogar globalisiert und damit der europäischen Regulierungsfürsorge entzogen1.
Der Transport von lebenden Tieren ist Grundvoraussetzung für die industrielle Massenproduktion von Fleisch, was im Umkehrschluss bedeutet, dass jedes industriell produzierte Stück Fleisch aus dem Transport eines noch lebendigen Tieres hervorgegangen ist. Dass Fleisch notwendigerweise gleich Mord (durch Schlachtung) ist, wird allein dadurch übertroffen, dass dem (Erlösungs-)Tod des Tieres zusätzlich eine unsägliche Sequenz (stellvertretend für das Wort Leben) von physischen und psychischen Qualen vorangegangen ist. Der alltägliche Fleischkonsum und Tierquälerei gehen somit Hand in Hand.
Was es für ein Tier bedeutet, in einem Tiertransport zur Schlachtung gebracht zu werden, kann kein Mensch sagen, da es keine Erfahrung ist, die Menschen machen müssen. Die Grausamkeit des Tierstransportes ist Alltag und Produktionsnorm. Die Homogenität der Masse in der Massenproduktion sorgt dafür, dass das je individuelles Leid zu einem namenlosen abstractum wird. Die Abstumpfung durch Überfluss an Schrecklichem, die Normalität des Schrecklichen durch Abstumpfung. Hannah Arendt nannte diese Art von Gedankenlosigkeit die Banalität des Bösen.